Ich weiß, dass seit einiger Zeit zahlreiche Studien über das Leben des Embryos und seine Aufnahmefähigkeit für äußere Einflüsse, das heißt sowohl die emotionale Verfassung der Mutter als auch Ereignisse in ihrer unmittelbaren Umgebung, durchgeführt werden. Den Forschern ist jedoch ein Aspekt dieser Frage entgangen, und zwar die Bedeutung der von der Mutter kommenden Aufbaustoffe, mit denen sie das Kind in neun Monaten formt. Natürlich nimmt das Kind alles auf, was die Mutter während der Schwangerschaft hört oder sieht, aber dies sind nur oberflächliche Eindrücke. Körperbau und Charakterzüge des Kindes hängen von der Qualität der Aufbaustoffe ab, die die Mutter ihm gibt, und die Qualität dieser Stoffe hängt von ihrer Lebensweise ab. Wenn die Stoffe – symbolisch gesehen – aus Gold sind, wird das Kind körperlich und geistig gesund und kräftig, wenn sie jedoch aus Blei sind, wird es krankhaft und empfindlich.

Die meisten Frauen ahnen nicht, dass ihre Lebensweise einen Einfluss auf das zukünftige Kind hat. Sie glauben, dass das Kind unter ihrem Herzen ein von ihnen völlig unabhängiges Dasein führt und sie leben können, wie es ihnen gefällt, dass sie alle möglichen Gedanken und Gefühle haben dürfen, ohne dass dies eine Auswirkung auf den Fötus hat. Nun, das ist ein Irrtum. Das psychische Leben der Mutter beeinflusst das Kind sehr stark, sogar auf der körperlichen Ebene. Goethe erzählt in seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ die Geschichte einer Frau, die ein Kind von ihrem Ehemann erwartete, aber ständig an einen anderen Mann dachte, den sie liebte. Als das kleine Mädchen geboren wurde, hatte es die gleichen Augen wie ihr Geliebter. So mächtig sind die Gedanken und Gefühle einer schwangeren Frau! Warum fassen die Frauen also nicht den Entschluss, günstig auf das Kind in ihrem Schoß einzuwirken?

Eine Frau, die ein Kind erwartet, sollte sich sagen: „Neun Monate lang habe ich alle Möglichkeiten, aus meinem Kind einen gesunden, schönen, klugen, edlen, liebevollen Menschen zu machen, der für die ganze Welt ein Segen sein wird. Ich muss darauf achten, ihm durch meine Gedanken, Gefühle, Wünsche und Handlungen nur die reinsten Stoffe zu seinem Aufbau zuzuführen.“ Und dann sollte sie sich an die Arbeit machen. Denn wenn das Kind erst einmal geboren ist, ist es zu spät, dann kann sie nichts mehr machen. Bei der Geburt ist das Wesen des Kindes bereits festgelegt, und wenn dieses Wesen Fehler aufweist, können alle Erzieher, Lehrer, Ärzte und Psychiater der Welt nichts oder nur sehr wenig daran ändern!

Die wahre Erziehung beginnt vor der Geburt des Kindes, nämlich mit der Erziehung der Eltern. Sie müssen sich innerlich lange im Voraus durch eine edlere Auffassung der Liebe vorbereiten, damit sie ein außergewöhnliches Geschöpf in ihre Familie rufen. Sie sollten sich bemühen, das Kind im hellsten Licht und tiefster Reinheit zu zeugen; die Mutter, die sich der ihr von der Natur verliehenen Macht bewusst ist, gibt dann diesem Wesen die besten Aufbaustoffe für seinen physischen und seine psychischen Körper. Wenn Tausende, wenn Millionen Eltern auf der Welt sich zu dieser Arbeit entschließen würden, wäre die Menschheit in drei oder vier Generationen wirklich gewandelt.